Kaum ein Thema wird so oft im Service-Alltag angesprochen wie die Frage nach der Wasserdichtheit einer Uhr. Das ist jedoch kein Wunder, möchte doch gerne jeder Uhrenträger, dass seine Uhr vor dem Eindringen von Wasser geschützt ist. Wasser und Uhrwerk sind nun einmal Todfeinde!
Auf der anderen Seite ist es gar nicht so einfach das Uhrwerk vor diesem Widersacher zu schützen. Nachfolgend zeigt eine Skizze die „Gefahrenstellen“ eines herkömmlichen Uhrwerks. Nicht nur die Gehäuseboden-Dichtung, sondern auch das Uhrglas (Rand) und die Stellkrone sind mögliche Schlupflöcher für Wasser.
Irreführende Angaben
Nach DIN 8310 gilt eine Uhr als „wasserdicht“ wenn sie 30 Minuten in 1 Meter Wassertiefe und 90 Sekunden in 20 Meter Tiefe standhält.
Eine solch deklarierte Uhr darf aber keinesfalls zum Schwimmen, Baden oder Duschen getragen werden:
- Kann es leicht sein, dass Sie sich länger als 30 Minuten im Wasser aufhalten.
- Wenn Sie in der Sonne liegen, die Uhr heiß ist und Sie ins kühle Nass gehen, treten am Gehäuse enorme thermische Spannungen auf. Die Luft im inneren der Uhr kühlt zudem ab und es entsteht eine Sogwirkung, die das Wasser regelrecht ins Uhrwerk zieht.
- Der Test wurde an einer fabrikneuen Uhr durchgeführt. Dichtungen altern aber im Laufe der Zeit, so dass diese Uhr den Test nach einem Jahr Gebrauch wahrscheinlich nicht mehr bestehen wird!
Der Fachhandel ist nicht glücklich über die gebräuchlichen Kennzeichnungen für wassergeschützte oder wasserdichte Uhren! Geht doch jeder Verbraucher davon aus, dass er mit seinem guten Stück baden gehen kann, wenn dieses mit „water resistant 30m“ gekennzeichnet ist. Die oft gehörte Meinung dazu ist: „So tief kann ich ja nicht mal tauchen, also muss meine Uhr das Schwimmen leicht aushalten!“
Dabei sind diese Angaben, wie oben erläutert, mehr theoretischer Natur.
Alleine der Wasserdruck aus der Leitung kann schon mehr als 4 bar betragen!
Nur Uhren mit der Kennzeichnung „water resistant 50m“ oder mindestens „5 bar“ sind eingeschränkt zum Schwimmen, nicht jedoch für Wassersport geeignet.
water resistant 30 m |
water resistant 50 m |
water resistant 100 m |
wassergeschützt Nicht zum Schwimmen geeignet! |
wasserdicht Unter normalen Bedingungen zum Schwimmen geeignet. |
wasserdicht Für Wassersport und Schnorcheln, Geräte-Taucher brauchen noch besser abgedichtete Uhren! |
Eine teuere Uhr muss nicht zwangsläufig dicht sein!
Eine falsche, wenn auch weit verbreitete Meinung ist auch, eine teuere Uhr müsste automatisch auch dichter sein, als ein preiswerter Zeitmesser. Die Dichtheit eines Uhrgehäuses ist nur ein Qualitätsmerkmal von vielen. Schließlich bestimmen auch die Präzision und Art des Uhrwerks, sowie das verwendete Material und dessen Verarbeitung den Preis.
Gerade elegante flache Uhrgehäuse mit einem Uhrglas das zudem nicht rund ist, sind eben fast unmöglich wasserdicht zu fertigen. Ich erlaube mir immer den Vergleich, dass auch kein Autofahrer auf die Idee käme mit seinem teueren Sportwagen bei einem Offroad Rennen mitzumachen.
Übrigens:
In der Luft (auf Meereshöhe) herrscht ein Druck vom ca. 1 bar, das heißt die Luft drückt immerhin mit einem Gewicht von 1 kg auf jeden Quadratzentimeter unseres Körpers. Pro 10 Meter Wassertiefe kommt ein weiteres Bar hinzu!
1 bar = 750 Torr - alte Bezeichnung am Barometer (mm Quecksilbersäule) 1 bar = 100.000 Pascal = 1000 hp (Hektopascal) - aktuelle Bezeichnung des Luftdrucks 1 bar = 0,980665 atm (Atmosphäre) 1 atm = 0 atü Atmosphären Überdruck - (alte Bezeichnung) atm = atü +1
Batteriewechsel bei wasserdichten Uhren
Wir empfehlen Ihnen die Batterie Ihrer Uhr nur im Fachgeschäft wechseln zu lassen. Nur ein Fachmann hat die erforderlichen Geräte und das nötige Fachwissen, Ihre Uhr sauber zu öffnen, das Uhrwerk auch auf andere Fehler hin zu überprüfen und das Gehäuse wieder dicht zu verschließen. Müssen Dichtungsteile ausgewechselt werden, weil sie im Laufe der Zeit spröde geworden sind, kann dies auch nur ein Fachmann erledigen.
Trotzdem wichtig: Teilen Sie Ihrem Uhrmachermeister mit, wenn Sie Ihre Uhr im Wasser tragen. Nur so weiß er von vorne herein, dass er nach dem Batteriewechsel die Wasserdichtheit prüfen muss.
Hätten Sie´s gewusst:
Bereits in einer Wassertiefe von 30 Metern drückt das Wasser mit einer Kraft von 20 Kilogramm* gegen ein normales Uhrglas**!
* Die Bezeichnung Kilogramm ist eigentlich nicht die richtige physikalische Einheit, die Kraft müsste in Newton angegeben werden. Aber die Angabe in kg ist vielleicht allgemein anschaulicher. ** Bei einer Armbanduhr mit einem Uhrglas-Durchmesser 30mm
„wasserdicht“ ist leider keine bleibende Eigenschaft
Dichtungen altern und verspröden im Laufe der Zeit. Hitze, Kälte, Lösungsmittel und Kosmetika beschleunigen diesen Vorgang. Jede Beschädigung des Glases, der Krone, Aufzugwelle oder der Dichtung führt meist zum Verlust der Wasserdichtheit, eindringende Feuchtigkeit zerstört das Werk bzw. auch das Zifferblatt.
Deshalb empfehlen wir Ihnen bei Uhren, die im Wasser getragen werden, 1 mal jährlich eine Überprüfung durchführen zu lassen. Die Kronendichtung zum Beispiel ist relativ empfindlich gegen Stoß bzw. Schlag und dies kann, auch von Ihnen unbemerkt, geschehen sein.
Ein von innen beschlagenes Uhrglas ist übrigens ein sicheres Anzeichen, dass Wasser in Ihre Uhr eingedrungen ist. Gehen Sie dann sofort zu Ihrem Uhrmachermeister!
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